Im Alter mobil bleiben

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Mobil im Alter zu sein heißt, flexibel zu sein, soziale Kontakte pflegen zu können und aktiv am Leben teilzunehmen. Gerade Senioren bemessen die Lebensqualität und das individuelle Selbstwertgefühl an diesem Faktor. Zudem gilt mangelnde Bewegung als Ursache vieler Beschwerden wie Atemnot, Schwindelgefühlen oder Muskelschwund.

Mobilität ist für ältere Menschen ein so wichtiges Thema, weil sie eher in der Gefahr sind, selbige zu verlieren. Daher ist es umso notwendiger, Senioren zu ermöglichen, so lange wie zumutbar selbst mobil zu sein.

Zwei Drittel der über 60-Jährigen ist mobil und nutzt täglich das Auto

Fakt ist, dass körperliche Beeinträchtigungen wie nachlassendes Seh- und Hörvermögen mit steigendem Alter zunehmen. Anders als z.B. Erkältungen oder Rückenschmerzen sind diese Leiden unvermeidbar und können auch nicht medikamentös komplett geheilt werden.

Das kann gerade im Straßenverkehr schnell gefährlich werden, insbesondere, wenn Senioren mit dem Auto unterwegs sind. Laut Statistik trugen 2014 Senioren, die über 64 Jahre alt waren, in 66,8% der angezeigten Unfälle die Hauptschuld. Bei Senioren über 75 Jahren waren es sogar 74,9%. Vor allem Vorfahrtsfehler, fehlerhaftes Abbiegen, Wenden und Rückwärtsfahren sowie das Ein- und Anfahren gelten als Hauptursachen der Unfälle.

Dennoch sind vor allem ältere Menschen, die auf dem Land leben und weitere Strecken für einen Arztbesuch oder Einkauf zurücklegen müssen häufig auf das Autofahren angewiesen, gerade dann wenn sie keine Angehörigen haben, die sie fahren könnten oder das öffentliche Verkehrsnetz nur ungenügend ausgebaut ist.

Daher bieten die Verkehrswachten sogenannte Verkehrssicherheitstage für Senioren an, bei denen die eigene Leistungsfähigkeit überprüft wird. Neben Seh- und Reaktionstests können die Teilnehmer auch an Fahrsimulatoren ihre individuellen Grenzen ausloten.

Aufgrund des demographischen Wandels, rücken Senioren heute zudem auch immer mehr in den Fokus der Autoindustrie. Daher wird aktuell eifrig an der Entwicklung von Roboterautos geforscht, die mit Hilfe autonomer Fahrsysteme die nachlassende Reaktionsgeschwindigkeit und -sicherheit ausgleichen können. „Damit können alle Menschen, selbst Menschen ohne Führerschein, Alte, Kranke, Kinder und Blinde in den Genuss von individueller Mobilität kommen.“, sagt VW-Digitalchef Johann Jungwirth.

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Alternativen zum Auto und ÖNV

Fahrräder und E-Bikes

Wer körperlich nur bedingt eingeschränkt ist, kann vom Auto auf das Fahrrad umsteigen. So bleiben Sie nicht nur weiterhin flexibel, sondern halten sich auch gesundheitlich fit. Die Hersteller haben schon seit längerem Modelle speziell für die Bedürfnisse älterer Menschen im Angebot, u.a. mit tieferem Durchstieg und bequem positionierter Pedale bzw. sogenannte E-Bikes und Pedelecs mit Elektroantrieb.

Letztere bieten die Möglichkeit, auch weitere Strecken und Steigungen ohne großen Kraftaufwand zu bewältigen. Differenziert wird zwischen den zulassungsfreien Pedelecs, mit denen Sie Geschwindigkeiten von bis zu 25 km/h erreichen können und die ohne Helm getragen werden dürfen und den sogenannten E-Bikes oder S-Pedelecs, mit denen Sie bis zu 45 km/h fahren können. Diese Modelle bedürfen aber einer Kennzeichnung und dürfen nur mit Helm gefahren werden.

Preislich liegen Pedelecs zwischen 700 Euro bei Discountern bis weit über 2.000 Euro für E-Bikes vom Fachhändler. Beim Kauf sollten Sie stets auf gute Qualität achten, denn die Räder werden oft, über längere Strecken und auch mit höheren Durchschnittsgeschwindigkeiten genutzt. Hochwertige Materialien und Komponenten können Modelle von Aldi, Lidl & Co oft nicht leisten. Daher sollten Sie auf den Kauf vermeintlicher Schnäppchen verzichten und direkt einen Fachhandel aufsuchen. Dass Pedelecs wegen Ermüdungserscheinungen oder Konstruktionsmängeln auseinanderbrechen kommt häufiger vor als man vermuten würde. Wer dennoch sparen möchte, sollte sich im Herbst auf die Suche nach einem E-Bike begeben. Auslaufmodelle und Vorführräder sind dann besonders günstig zu bekommen.

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Rollatoren

Bei größeren körperlichen Beeinträchtigungen sind Rollatoren, also Gehhilfen auf vier Rädern, zu empfehlen. Während sie früher häufig als Zeichen von (altersbedingter) Schwäche gewertet wurden, gelten Rollatoren heute als Mittel, um auch im Alter mobil zu bleiben. Viele Rollatoren werden direkt vom Arzt nach einer Untersuchung auf Rezept verschrieben.

Bei der Auswahl eines Rollators für sich selbst bzw. für einen Angehörigen sollten Sie sich die Frage stellen, wo und wofür das Gerät eingesetzt werden soll. Fährt man oft mit Auto, Bus oder Bahn, muss der Rollator mit einem Handgriff zusammen faltbar sein. Sind Sie häufig auf unebenen Strecken bzw. auf Kopfsteinpflaster unterwegs, sollten Sie unbedingt auf große, weiche Reifen achten. Zudem muss ein sicherer Stand bei angezogener Bremse gewährleistet und für Ruhepausen eine Sitzfläche vorhanden sein. Wird der Rollator hingegen fast nur für Einkäufe genutzt, sind verschließbare, belastbare und leicht abnehmbare Taschen wichtig. Einen übersichtlichen Vergleich der besten Gehhilfen finden Sie in unserem großen Rollator Test.

Die Kosten für Rollatoren divergieren stark. Von preiswerten Modellen in Discountern über Rollatoren in Online Apotheken wie der Shop Apotheke bis hin zu hochwertigen Rollatoren, die bis zu 1.000 Euro kosten können. Die Krankenkassen bieten oft für Patienten mit Rezept Leihmodelle an, bei denen die Zuzahlung lediglich 5-10 Euro beträgt. Wünschen Sie eine spezielle Ausstattung, muss der Aufpreis selbst getragen werden. Andere Krankenkassen zahlen eine Pauschale für den Kauf des Rollators (idR 70-80 Euro).

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Grundsätzliche Tipps zur Senioren Mobilität

Fahrsicherheit muss immer gegeben sein
Egal, ob Auto, E-Bike oder Rollator: achten Sie beim Kauf der Geräte darauf, dass Sie diese uneingeschränkt und ohne Probleme nutzen können. Es muss stets gewährleistet sein, dass die Geräte in einwandfreiem Zustand sind, damit Sie weder sich noch andere gefährden.

Helm auf dem Rad tragen
Egal, ob Sie ein Fahrrad oder Pedelec fahren, Sie sollten auf jeden Fall immer einen Helm tragen! Senioren verletzten sich bei einem Sturz leichter und der Helm kann Sie vor größeren Kopfverletzungen bewahren. „Pedelec-Fahrer sollten immer einen Helm tragen. Viele Senioren freuen sich über neu gewonnene Mobilität, haben dann aber Schwierigkeiten mit dem Handling des Pedelecs“, sagt UDV-Unfallforscher Brockmann.

Notrufsysteme nutzen
Gerade wenn im Fall der Fälle tatsächlich einmal Hilfe benötigt wird, muss schnell ein Notruf abgesetzt werden können. Hierfür wurden sogenannte Hausnotrufsysteme entwickelt, die es mittlerweile aber auch für den mobilen Gebrauch gibt.

„Ein Hausnotruf ist die schnellste und bekannteste Methode, um Hilfe zu holen. Wichtig ist, dass der Hausnotruf sicher und einfach funktioniert, zur individuellen Wohnsituation und zum Krankheitsbild passt. Wir informieren daher auch über andere Notruflösungen, wie zum Beispiel, mobile Hausnotruf, die flexibel im Alltag auch für unterwegs genutzt werden können.“, sagt Tanja Wagner, Redakteurin des Portals hausnotrufsysteme-vergleichen.de.

Derartige Hausnotrufsysteme können in Form von Armbändern, Uhren oder Klingeln direkt am Körper getragen werden und im Notfall schnell betätigt werden, um Hilfe zu holen. Die Auslösung des Alarms erfolgt per Knopfdruck, ein Handy bzw. Smartphone muss in der Gefahrensituation also nicht erst betätigt werden.

In der Ruhe liegt die Kraft
Lassen Sie sich Zeit und haben Sie Geduld mit sich. Wichtig ist nur, dass Sie sich bewegen, nicht, dass Sie beim Laufen oder Fahren mit dem E-Bike eine Bestzeit aufstellen. Um überhaupt wieder in die Routine zu kommen, genügt es, anfangs auch nur eine kleine Runde um den Block zu gehen. Merken Sie, dass Ihnen die Bewegung guttut, können Sie die Spaziergänge langsam ausdehnen.

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Bildquellen: Vielen Dank an MichaelGaida, Designatic, slikviditet und cocoparisienne für das Bild (© MichaelGaida/www.pixabay.com, Designatic/www.pixabay.com, slikviditet/www.pixabay.com und cocoparisienne/www.pixabay.com).

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