Wohl jeder Mensch kennt die Beschwerden gewöhnlicher Kopfschmerzen. Völlig anders verhält es sich bei einer Migräne: Die Symptome fallen stärker aus und schränken den Alltag des Betroffenen durch starke Begleiterscheinungen erheblich ein. Wir zeigen die Ursachen, erklären, welche Symptome auf eine Migräne hinweisen und was Sie gegen die Schmerzen tun können.
Kopfschmerzen sind eine Volkskrankheit. Etwa 54 Millionen Menschen in Deutschland leiden an sporadisch auftretenden oder chronischen Kopfschmerzen. Dabei nimmt man an, dass etwa 200 verschiedene Arten von Kopfschmerzen existieren. Eine Migräne ist dabei, die zweithäufigste Erkrankungsart. Lange Zeit galt die Migräne als eingebildete Krankheit. Dieses Klischee wurde schon längst durch wissenschaftliche Erkenntnisse aufgehoben. Heute leiden in westlichen Industrieländern etwa 14 Prozent der Frauen und etwa 6 Prozent der Männer an wiederkehrenden Migräneattacken.
Inhalt des Artikels
Was ist Migräne?
Bei Migräne spricht man zunächst von einer neurologischen Erkrankung. Die Nervenzellen der Hirnrinde weisen eine Überempfindlichkeit auf. Das Gehirn kann sich schlechter vor Reizüberflutungen schützen. Die Folge sind pochende, pulsierende oder stechende Schmerzen, die meistens einseitig auftreten.
Im Vergleich zu gewöhnlichen Kopfschmerzen wird eine Migräneattacke häufig durch andere Beschwerden begleitet wie Übelkeit oder Orientierungslosigkeit.
Ursachen und Verlauf einer Migräne
Die Gründe, die eine Migräne auslösen, sind teilweise erforscht, konnten aber von Forschern bis heute nicht vollständig erklärt werden. Man nimmt an, dass bestimmte Verhaltensweisen (Trigger) eine Migräne auslösen. Außerdem scheinen genetische Voraussetzungen oder ein Vitaminmangel, ausschlaggebend für eine Migräne zu sein.
Ursachen von Migräne
Die Auslöser einer Migräne sind von Person zu Person unterschiedlich und in ihrer Art zu individuell, als dass bis heute alle Ursachen endgültig geklärt werden konnten. Dennoch scheint das Risiko durch genetische Veranlagungen besonders gesteigert zu werden. Man hat ermittelt, dass in zwei Drittel aller Fälle oft mehrere Familienmitglieder an Migräne leiden.
Weniger bekannte Ursachen für Migräne sind ein Defizit an Magnesium, Vitamin B2 und Coenzym Q10. Aufgrund eines Mangels dieser Stoffe wird vermutlich eine Energiewechselstörung ausgelöst und der Betroffene erleidet eine Migräne.
Weitaus verbreiteter in der Migräneforschung sind sogenannte Trigger. Forscher nehmen an, dass bestimmte Auslöser zu einer Migräne führen können. Insgesamt sind diese Migränetrigger besser erforscht. Andererseits variieren die Auslöser von Person zu Person sehr stark.
Beispiel für häufige und bekannte Trigger, die eine Migräne auslösen können:
• seelische Belastungen, ausgeprägte Emotionen
• plötzlicher Stress, Überanstrengung und Erschöpfung
• Hormonschwankungen
• unregelmäßige Mahlzeiten
• Flüssigkeitsmangel
• Kaffee
• Alkohol, insbesondere Rotwein
• Veränderungen im Schlaf-Wach-Rhythmus
• Medikamente
• äußere Reize, wie starke Sonneneinstrahlug, Lärm etc.
Typischer Verlauf einer Migräne
Eine Migräne verläuft in drei (bis vier) Phasen:
• Vorbotenphase
• (Auraphase)
• Kopfschmerzphase
• Erholungs- und Rückbildungsphase
Vor der Migräne: Vorboten und Auraphase
Wurde eine Migräne ausgelöst, treten die Folgen nicht urplötzlich auf, sondern kündigen sich langsam an. Bereits ein bis zwei Tage vor den eigentlichen Schmerzen zeichnen sich bestimmte Symptome ab. Die Vorbotensymptome sind höchst unterschiedlich, können aber dabei helfen eine Migräneattacke richtig vorherzusehen und zu deuten. Leidet man an wiederkehrenden Migräneattacken, sollte man die Hinweissymptome für sich nutzen. Denn desto eher man weiß, dass die Attacke kommt, desto besser kann man sich darauf einstellen.
Darüber hinaus erleben manche Patienten vor einer eigentlichen Migräne die Auraphase. Kennzeichnend dafür ist der Ausfall der neuronalen Gehirnsteuerung. Visuelle Beschwerden und Einschränkungen in der Wahrnehmung weisen auf eine eintretende Migräne hin.
Während der Migräne: Kopfschmerzphase
Nun setzen die eigentlichen schmerzhaften Kopfschmerzen ein. Ein Großteil verspürt die Migräne in den Morgenstunden. Ein Viertel wird durch die Migräne aus dem Schlaf gerissen. Die Attacke wird durch körperliche Anstrengungen zusätzlich gesteigert. Sogar Treppensteigen oder leichte körperliche Tätigkeiten verstärken die Schmerzen. Ferner werden verschiedene Umwelteinflüsse als sehr unangenehm empfunden.
Eine Migräne hält dann ca. vier Stunden bis drei Tage an. Jedoch ist die Dauer der Attacke für die meisten auf 24 Stunden begrenzt.
Nach der Migräne: Erholungs- und Rückbildungsphase
Da die Migräne eine hohe Belastung für den Körper ist, kommt es zum Verlaufsende häufig zu einer Schlafphase. In dieser klingt die Attacke ab. Der Körper regeneriert sich von den Schmerzen und die Migräne wurde überwunden.
Für viele Menschen ist die Migräne eine unregelmäßige Erkrankung. In speziellen Fällen kann aber eine chronische Erkrankung nicht ausgeschlossen werden. Bei chronischem Krankheitsverlauf durchläuft der Patient die typische Abfolge an ca. 15 Tagen im Monat.
Symptome und Diagnose der Migräne
Man kann sicher sagen, dass die Symptome einer Migräne nicht zu pauschalisieren sind. Jeder Migränepatient wird für sich unterschiedliche Verlaufssymptome ausmachen. Die ärztliche Diagnose leitet sich aber schließlich aus den Symptomen ab.
Vorbotensymptome von Migräne
Die Vorbotensymptome oder Hinweissymptome zeichnen sich etwa durch Gefühlschwankungen aus. Andere werden euphorisch oder fühlen eine besondere Müdigkeit mit Konzentrations- oder Sprachstörungen. Wiederum kann Heißhunger auf Süßes, Appetitlosigkeit, Durst oder Durchfall auf eine bevorstehende Migräne hinweisen.
Eine Sondererscheinung die etwa 15 Prozent aller Migränepatienten vor einer Attacke durchleben, ist eine Migräne-Aura. Unter der Aura versteht man neurologische Reiz- oder Ausfallerscheinungen, die sich vor den eintretenden Schmerzen abzeichnen. Innerhalb von 5 oder 20 Minuten breiten sich die Symptome aus, halten aber nicht länger als 60 Minuten an.
Derweilen beobachten Patienten Lichtblitze oder flimmernde Zackenlinien, die bis hin zu starken Sehstörungen ausarten. Außerdem können andere Körperteile betroffen sein. So kommt es ebenso zu Sprachstörungen, Lähmungen der Arme oder Beine sowie Raumorientierungsstörungen.
Symptome der Kopfschmerz- und Endphase
Während der eigentlichen Migräne treten starke Kopfschmerzen auf, die mit Übelkeit und Erbrechen einhergehen. Symptomatisch sind Empfindlichkeiten für Licht, Lärm oder Gerüche.
Die Kopfschmerzen an sich sind in den meisten Fällen halbseitig. Genauso können die Schmerzen den gesamten Kopf betreffen oder innerhalb der Attacke die Seiten wechseln. Im Bereich der Augen, Schläfen und Stirn kommt es somit zu einem pulsierenden, stechenden Schmerz. Durch jegliche Bewegungen werden die Symptome verstärkt.
Am Ende der Migräne verkehren sich die Vorbotensymptome nicht selten in ihr Gegenteil. Einige Patienten empfinden eine hohe Euphorie nach der schmerzhaften Attacke. Stimmungsschwankungen oder Appetitlosigkeit können ebenso auftreten.
Diagnose
Ein Arzt kann bereits anhand der Beschreibung üblicher Symptome auf eine Migräne schließen. Aus diesem Grund erkundigt sich der Arzt nach Ihren individuellen Empfindungen. Unter anderem spielt die Häufigkeit, Dauer, Art und Stärke der Kopfschmerzen eine wichtige Rolle. Selbst die Einnahme von bestimmten Medikamenten haben das Potenzial, bei Ihnen migräneähnliche Kopfschmerzen auszulösen.
Ansonsten führen Sie zur Gewissheit ein Kopfschmerztagebuch. Die Werte helfen dem Arzt weitere Schritte in die Wege zu leiten und die Beschwerden von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Denn auch, wenn durch die Untersuchung nicht auf eine Migräne geschlossen wird, können weitere Behandlungen notwendig sein. Zum Teil weisen Kopfschmerzen nämlich auf andere Erkrankungen hin. Bei besonderem Verdacht kann das Nervenwasser untersucht werden. Weiterhin kann eine Blutentnahme oder Ultraschalluntersuchung erfolgen.
Behandlung von Migräne
Nach der Diagnose des Arztes stellt sich die Frage, wie die Krankheit zu behandeln ist. Man unterscheidet hierfür zwischen der Linderung einer akuten Kopfschmerzattacke (Akuttherapie) und den vorbeugenden Maßnahmen. In jedem Falle sollten Sie sich bei Ihrem Arzt um eine geeignete Therapie erkundigen.
Akuttherapie
Für diese Behandlungsart werden vor allem Schmerzmittel zur Linderung der Beschwerden eingesetzt. Hinzu kommen Arzneimittel gegen Übelkeit. Bei einer leichten Migräne helfen frei verkäufliche Präparate. Für Erwachsene eignet sich z. B. Ibuprofen oder Paracetamol als Zäpfchen. Grundsätzlich werden aber Kau- oder Brausetabletten am schnellsten vom Körper aufgenommen.
Schwere Migräne wird mit speziell dafür ausgelegten Medikamenten behandelt. Hierbei sind Triptane die erste Wahl. Der Arzneistoff befindet sich in vielzähligen akuten Migränemedikamenten. Durch die Blockierung der neurovaskulären Entzündung werden die Symptome als auch Begleiterscheinungen der Migräne gelindert.
Öfter als an zehn Tagen pro Monat, sollten Sie dennoch keine Schmerzmittel einnehmen. Paradoxerweise ruft die Medikamenteneinnahme sonst selbst dauerhafte Kopfschmerzen hervor.
Vorbeugende Maßnahmen
Zur Vorbeugung eines Migräneanfalls sollte man auf die eigenen individuellen Ursachen achten und diese meiden. Hören Sie auf Ihren Körper. Kommt es z. B. bei stressigen Situationen vermehrt zu einer Migräne, sollten Sie diesen Risikofaktor nicht missachten.
Vorbeugend wird anhand einer nicht medikamentösen Behandlung, der Umgang mit den Belastungen vermittelt. Auch werden Verhaltenstherapien angeboten, um die Wahrscheinlichkeit einer Migräne zu senken.
Akute Fälle werden schließlich nach Anpassung des Wirkstoffs vorübergehend medikamentös behandelt. In Verbindung mit den nicht medikamentösen Maßnahmen wirkt die Behandlung besonders effektiv. Nach sechs bis acht Wochen setzt die Wirkung zumeist ein. Geht die Zahl der Migräneattacken über ein halbes oder ganzes Jahr zurück, können die Medikamente abgesetzt werden. Die Vorbeugung durch nicht medikamentöse Maßnahmen ist nun völlig ausreichend.
Was kann ich bei Migräne tun?
Als Erstes ist es wichtig, dass Sie sich über die Symptome einer Migräne bewusst sind. In den meisten Fällen werden gewöhnliche Kopfschmerzen mit einer Migräne verwechselt.
Handelt es sich doch um eine Migräneattacke, dann vermeiden Sie jegliche Belastungen und Umwelteinflüsse. Am besten ziehen Sie sich an einen ruhigen, dunklen Ort zurück. Um die Schmerzen zu lindern, nehmen Sie im Notfall Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen ein. Gegen die Übelkeit hilft beispielsweise Domperidon. Achten Sie aber auf die Dauer der Einnahme. Nehmen Sie keine Schmerzmittel häufiger als an zehn Tagen pro Monat ein.
Zudem ist die Anfertigung eines Kopfschmerztagebuches empfehlenswert. Sie notieren sich die Tageszeit, Dauer, Stärke und den vermutlichen Auslöser. Daran erkennen Sie schnell, auf welche Trigger Sie reagieren. Für eine klare Diagnose nutzen Sie das Tagebuch und suchen Ihren Hausarzt auf. Mit einer gezielten Therapie hilft Ihnen ein Arzt, Ihre Lebensqualität wieder zurückzugewinnen.
Vielen Dank an geralt für das Titelbild (© geralt / www.pixabay.com).
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