Der erste Referentenentwurf zum Gesetzesentwurf zum Rx-Versandverbot wurde vom Bundesgesundheitsministerium vorgelegt. Neben der deutschen Apothekenorganisation lehnt auch Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe diese Entwicklung ab und hat sich für den Erhalt der Apotheken vor Ort ausgesprochen. Der Versandhandel soll sich nur auf rezeptfreie Medikamente beschränken.
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Welche Ziele hat der Gesetzentwurf zum Rx-Versandverbot?
Die Ziele des Gesetzentwurfes bestehen unter anderem darin, die Arztmittelversorgung wohnortnahe, flächendeckend sowie gleichmäßig gewährleisten zu können. Zudem soll erreicht werden, dass geltende Zuzahlungsregelungen nicht durch den mit Boni verbundenen Versand verschreibungspflichtiger Arzneimittel aus anderen Staaten unterlaufen werden. In dem solidarisch finanzierten System der Gesundheitsversorgung sind Boni in Form von Bargeld oder Gutscheinen nicht sachgerecht.
Das EuGH-Urteil stellt einen gravierenden Wettbewerbsnachteil für alle inländischen Apotheken dar. Zurückzuführen ist dies auf die Verschiebung der Marktanteile und der zur Verfügung stehenden ausländischen Versandapotheken. Für diese gilt nicht das Fremdbesitzverbot, weshalb ausländische Versandapotheken in dünn besiedelten Gebieten mit wenigen Apotheken, erhöhte Preise von Arzneimitteln durchsetzen können. Beim Versenden von verschreibungspflichtigen Arzneimitteln nach Deutschland, dürfen ausländische Apotheken Boni und Preisnachlässe gewähren. Die Preisbindung für deutsche Apotheken soll bestehen bleiben.
Wie der Europäische Gerichtshof (EuGH) entschieden hatte, dürfen Versandapotheken, wie z.B. DocMorris, die Medikamente günstiger verkaufen als niedergelassene Apotheken in Deutschland.
DocMorris wirbt gegen das Verbot von Versandapotheken
Die auch in unserem Online Apotheken Vergleich top bewertete niederländische Versandapotheke DocMorris setzt sich gegen das Verbot der Versandapotheken ein und zeigt auf ihrer Homepage die Vorteile einer Versandapotheke auf. Für benachteiligte, chronisch kranke Menschen, die in ländlichen Regionen wohnen, eignen sich vor allem Versandapotheken. Auch Menschen mit geringem Einkommen ziehen einen Vorteil daraus, da die Online Apotheken diverse Rabatte und Gutscheine anbieten. Berufstätige Menschen, die von den Apothekenöffnungszeiten abhängig sind, profitieren ebenfalls von Versandapotheken.
Gegen das Verbot von Versandapotheken ist auch Martin Litsch, Chef des AOK Bundesverbandes. Er sieht den Erwerb von verschreibungspflichtigen Medikamenten in Versandapotheken lediglich als „Ergänzung zur flächendeckenden Versorgung“ und konstatiert, dass Apotheken vor Ort keine Nachteile aufweisen. Dies begründet er damit, dass Präsenzapotheken den Vorteil der persönlichen Beratung vor Ort anbieten. Versandapotheken bieten lediglich einen Telefondienst an, weshalb es sehr unwahrscheinlich ist, dass Versandapotheken Präsenzapotheken ersetzen werden.
Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD Heinz Lanfermann spricht sich ebenfalls gegen ein Verbot aus und ist der Meinung, dass gerade der Wettbewerb von Präsenz- und Versandapotheken zu mehr Qualität in der Versorgung führt. Versandapotheken haben sich bereits fest etabliert und gehören, wie auch Präsenzapotheken, zum Apothekenmarkt. Durch die persönliche Aushändigung der Medikamente in Versandapotheken ist der Standard genauso vorhanden wie bei Präsenzapotheken. Ein weiterer Grund, welcher gegen das Verbot spricht, ist, dass bisher keine Schadensfälle zu verschreiben waren und daher das Problem der Patientengefährdung nicht existiere.
Die Befürchtungen hinsichtlich des Apothekensterbens sind ebenfalls unbegründet, da deutsche Versandapotheken gerade einmal einen Anteil von rund drei Prozent auszeichnen. Länder mit Rx-Versandhandel sind Dänemark, Estland, Finnland, Niederlande, Schweden und Großbritannien. In diesen Ländern ist der Rx-Versandhandel sehr gering, sodass das Thema „Apothekensterben“ keine Rolle spielt. Hinzu kommt, dass alle Versandapotheken von Vor-Ort-Apotheken betrieben werden.
Wie wahrscheinlich ist die Umsetzung des Rx-Versandverbotes?
Eine sichere und hochwertige Arzneimittelversorgung sowie eine persönliche Beratung können laut Martina Bunge (Linke) nur Präsensapotheken gewährleisten. Michael Hennrich von der CDU schätzt den Versandhandel als überschaubar ein, da er keine gravierende Gefahr für Präsensapotheken darstellt, jedoch sieht er den Handel über Pick-up-Stellen als problematisch an. Für ein Verbot der Pick-up-Stellen ist auch Marlies Volkmer (SPD) und fordert die Bundesregierung auf, hierzu ein verfassungskonformes Gesetz vorzulegen.
Europa selbst spricht für den Rx-Versandverbot, denn in überwiegenden EU-Mitgliedsstaaten ist der Versandhandel mit rezeptpflichtigen Medikamenten verboten. Auch politisch gesehen hat der Rx-Versand keine guten Chancen, denn sowohl die Bundestagsabgeordnete der Union als auch der Großteil der Linken ist für das Verbot des Rx-Versandes. Auch Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hat sich bereiterklärt, dies zu unterstützen.
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